Umrunden Sie diesen großen barocken Palast mitten in Oradea (das auf Deutsch „Großwardein“ heißt) und bewundern Sie dabei die prunkvolle Architektur im Wiener Barockstil, die dieses Bauwerk sogar unter den vielen ähnlich imposanten Gebäuden in Oradeas Barockviertel hervorstechen lässt. Der barocke Bischofspalast, auf Rumänisch Palatul Episcopiei Romano-Catolice din Oradea, wurde ursprünglich in den 1760er Jahren errichtet, brannte jedoch bereits 1773 bei einem Feuer vollständig ab. Diesen herben Schlag konnte der damalige Bischof natürlich nicht auf sich sitzen lassen und ließ sofort einen Neubau nach den Originalbauplänen errichten.
Diese sahen als augenfälliges Merkmal die präzise gewählte Anzahl von 365 Fenstern vor, eines für jeden Tag des Jahres. Diese verteilen sich auf 120 Zimmer in 3 Stockwerken. Der Grundriss umfasst zwei Flügel, die sich U-förmig über etwa 25 Meter erstrecken. Die imposante Fassade ist über 100 Meter hoch.
Der Baron und Bischof von Oradea Adam Patachich gab einst den Bau als Bischofspalast für das römisch-katholische Bistum Oradea Mare in Auftrag. Stilistisch ähnelt der Palast ähnlichen Barockbauwerken in Oradea wie der Reihe der Chorherren und der römisch-katholischen Kathedrale St. Mariä Himmelfahrt, die etwa zur selben Zeit gebaut wurden. Bedenken Sie, welche finanziellen Mittel und vor allem welche Ambitionen vor drei Jahrhunderten nötig gewesen sein müssen, um derartigen Prunk zu erschaffen – und zwar nicht nur ein, sondern gleich zwei Mal!
Falls Sie schon einmal in Wien gewesen sind, fällt Ihnen vielleicht die Ähnlichkeit des Bischofspalast zum Wiener Schloss Belvedere auf. Beides sind Beispiele für den eher französisch beeinflussten klassizistischen Barock, bei dem es etwas strenger und weniger verspielt zugeht als im österreichischen Barock. Der österreichische Architekt Franz Anton Hillebrandt, der im 18. Jahrhundert zur Elite der europäischen Baukünstler gehörte und auch für mehrere österreichische Paläste verantwortlich war, ließ sich bei seinem Entwurf von der französischen, klassizistischen Barockvariante inspirieren. Auch die Planung des Barockviertels von Oradea geht maßgeblich auf Hillebrandt zurück, wodurch sich das einheitliche Design der dortigen Bauwerke erklärt.
Der Bischofspalast beherbergte im Laufe seiner Geschichte bereits allerlei illustre Bewohner und Gäste. So tat sich Bischof Patachich als Mäzen hervor und ließ zum Beispiel den Komponisten Michael Haydn (den Bruder von Joseph), den Geiger Václav Pichl und den Kapellmeister Johann Carl Ditters von Dittersdorf mit ihren Werken im Ballsaal und den Konzerthallen des Palasts auftreten. Auch die mächtige Monarchin Maria Theresia von Österreich stattete dem ersten Bischofspalast einen Besuch ab, kurz bevor dieser von besagtem Brand zerstört wurde.
Während der sozialistischen Herrschaft in Rumänien nahm die Innenausstattung des Palasts leider einige Schäden. 1971 wurde der Palast jedoch der Öffentlichkeit als Muzeul Țării Crișurilor („Museum des Kreischgebiets“) zugänglich gemacht. Seitdem waren dort neben der opulenten Einrichtung auch Gemälde- und Skulpturensammlungen sowie archäologische, ethnografische und naturkundliche Ausstellungen zu sehen. Seit 2003 befindet der Palast allerdings wieder im Besitz der Kirche und öffnet seine Pforten leider nur noch für temporäre Ausstellungen. Eine kleine Auswahl von 400.000 Exponaten können Sie online begutachten.
Den barocken Bischofspalast und seinen schönen Innenhof können Sie im Rahmen eines Rundgangs durch das Barockviertel von Oradea besuchen. Dieser Komplex liegt nur etwa 10 Gehminuten vom Hauptbahnhof Oradea entfernt.