Reiseführer Linz: Street-Art als Hafenprojekt
“Linz steht für industriellen Arbeiterklassen-Charme, doch kulturell gesehen gibt es in der Stadt noch viel Raum für Entwicklungsmöglichkeiten. Ein erstes Projekt, um die Stadt attraktiver und weniger grau erscheinen zu lassen, bestand darin, internationale Graffitikünstler einzuladen, um den Hafen direkt an der Donau künstlerisch ein wenig in Schwung zu bringen. Unsere Reisetipps für Linz führen zu der schönsten Street-Art in Linz.
Wer nach Linz reist, findet neuerdings nicht mehr nur ein schmuckes Städtchen mit Kirchen und Linzer Torte vor, sondern eine dynamische, farbenfrohe Hafengegend, wo vorher Container, graue Betongebäude und Frachtschiffe standen. Unter dem Titel ‘Mural Harbor’ zaubern internationale Künstler aus langweiligen Wänden und Fassaden echte Kunstwerke, sei es durch Graffiti-Kunst oder Wandmalereien. Besonders dabei ist, dass die Künstler vollkommen frei sind, wie sie die ihnen zugeteilten Oberflächen nun dekorieren. Mittlerweile gilt der Hafen als regelrechte Freiluft-Galerie mit rund 100 Bildern von Künstlern aus 25 Ländern – Tendenz steigend. Die Idee stammt von Leonhard Gruber, der sein Büro direkt im Hafen hat und genug davon hatte, auf öde Betonwände zu starren. Dabei ist Street-Art in Linz ansonsten nicht besonders verbreitet, obwohl die Hoffnung besteht, dass der Rest der Stadt dem Erfolg des Hafens letzten Endes nachziehen wird und auch im Zentrum weitere Street-Art-Werke zulässt.
### Mamut und weitere bekannte Street-Art-Künstler
Bei der Gestaltung des Hafens waren etliche bekannte Street-Art-Persönlichkeiten mit von der Partie, darunter Mamut. Mit richtigem Namen heißt er eigentlich Lukasz Aleksander Glowacki und stammt aus Linz selbst. Typisch für ihn sind Linien, die er mit unterschiedlichen Werkzeugen zieht und die spontan aber symmetrisch auf verschiedene Oberflächen fließen. Er überzeugt mit raumgreifenden Werken, die häufig als sozialkritisch, persönlich, menschlich, abstrakt oder aber auch surreal zu interpretieren sind. Im Hafen hat er den hellen Innenraum eines Containers mit schwarzen Figuren und abstrakten Gesichtern bemalt. Auch Nychos aus Wien hat seinen Beitrag zur Street-Art in Linz geleistet mit riesigen grünen Schlangen, die sich ineinander verkeilen und Teile des Skeletts erkennen lassen. Hinzu kommen internationale Künstler aus den unterschiedlichsten Regionen, wie das Duo “Entes y Pesimo” aus Peru, das eine Mauer mit kunterbunten Masken und darum herum schwimmenden Fischen gestaltet hat. Flix aus Venezuela hingegen ist ein Container mit geometrischen Formen in grellen Farben zu verdanken. Ein besonderer Hingucker sind wild herumwirbelnde, rote Eisenbahnwaggons auf einem grauen Betongebäude, die aus dem Tuschkasten des Nordamerikaners Lords stammen. Dabei ist jedes Werk so einzigartig wie der Künstler, der dahintersteht, was einen Hafenspaziergang zu einem besonderen Genuss macht. Die Projektbetreiber laden immer wieder neue Wunschkünstler ein, um bei der Hafengestaltung mitzuwirken.
### Reisetipps für Linz: Street-Art-Touren im Hafen
Eine gute Möglichkeit, die Street-Art von Linz und seinem Hafengelände kennenzulernen, ist von einem sogenannten Mural Boat auf der Donau aus, inklusive Moderation und Graffiti-Crashkurs. Dabei kann es passieren, dass die beeindruckenden Werke sogar mit Standing Ovations bejubelt werden, und fraglos gelten diese Bootstouren mittlerweile als Highlight jeder Hafenrundfahrt in Linz. Eine weitere Option ist ein Mural Walk, ein ebenfalls geführter Spaziergang von etwa zwei Stunden mit anschließendem Graffiti-Crashkurs. Und: Im Linzer Hafen ist etwas erlaubt, das sonst in den meisten Städten und an Monumenten sowie Gebäuden verpönt ist: Jeder, der möchte, darf seinen Namen ganz legal auf einer Hafenwand hinterlassen, mit Datum und allem, was er sonst noch von seinem Besuch verewigen will. Kein Wunder, dass selbst die sonst eher Graffiti-feindlichen Linzer langsam ihre Freude an der Street-Art von Linz finden.”
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