Auf den Spuren von Stefan Zweig durch Salzburg
“Er war ein mehrsprachiger Globetrotter, ein rastloser Reisender, ein arbeitswütiger Schriftsteller, ein umsichtiger Freund, kein Familien- dafür Hundemensch, starker Raucher und Kaffeetrinker, ein besessener Briefeschreiber und ein Netzwerker der ersten Stunde – dabei aber beileibe kein Freund von Gesellschaften und Smalltalk: Stefan Zweig, geboren 1881 in Wien war – ähnlich wie Thomas Mann – ein “Bestsellerautor” seiner Zeit.
Seine Werke lagen in den Auslagen der Buchgeschäfte in aller Welt, übersetzt in mehr als 20 Sprachen. Er selbst arbeitete und schrieb immer und überall, daheim, im Zug, auf Kur, auf Urlaub, auf seinen zahlreichen Reisen – egal wo auf der Welt. Eine Zeitlang beehrte er Salzburg als Hauptmieter des bekannten Paschinger Schlössls am Kapuzinerberg mit Blick auf jene Stadt, die als einzige in Österreich an den Bücherverbrennungen der Nazis teilnahm und auch seine Bücher “dem Feuer übergaben”. Aber auch sonst war sein Verhältnis zur Stadt nicht immer ungetrübt, gerade der Festspieltrubel ging ihm gehörig gegen den Strich und er verbrachte wohl mehr Zeit in den Zügen quer durch Europa als in seinem Schloss, wo Frau, Stieftöchter und Hunde auf ihn warteten. Sowie ungebetene Gäste, Enthusiasten, Fans und Bittsteller – nach seinem Geschmack viel zu viele davon.
Dazwischen empfing er aber stolz auch illustre Gäste wie James Joyce, die Dirigenten Toscanini und Bruno Walter, Franz Werfel, Arthur Schnitzler, Carl Zuckmayer und sogar einmal Thomas Mann in seinen heiligen Hallen. Heute erinnert eine Büste neben dem Kapuzinerkloster an den weltberühmten Mann, den ewig reisenden, “fliegenden Salzburger” – hier wirkt er eher konsterniert, wenn er hinüber auf seine Bleibe schaut.
Alles, was Rang und Namen hatte, stand mit ihm in Briefverbindung, so etwa Herrmann Hesse, Joseph Roth, Sigmund Freud und Klaus Mann. Zusammen mit seinem gigantischen literarischen Output und der Korrekturarbeit, seinen internationalen Vorträgen, seiner immensen Reisetätigkeit und der Haushaltsführung ergab sich so ein riesiger Organisationsaufwand rund um Stefan Zweig – bestritten von Ehefrau und Sekretärinnen. Der Hausherr selbst war vorzugweise unterwegs -zum Arbeiten, versteht sich – und gab akribische Anweisungen an sein “Team” per Brief.
Wenn er denn doch in Salzburg weilte, pflegte er abends gern hinabzusteigen für einen Kaffeehausbesuch im Café Bazar an der Salzach zum Zeitunglesen oder im Café Mozart zum Schachspielen. Selten aber doch besuchte er Veranstaltungen der Salzburger Festspiele, war aber Max Reinhardt und seiner Gesellschaft nicht eben grün. Mit der “roten Elektrischen” fuhr er jedoch schon mal mit Herrmann Bahr auf einen Tagesausflug oder er ließ seinen Hund Caspar am Residenzplatz ein paar Tauben jagen.
Wer heute durch Salzburg spaziert, muss genau hinschauen und sich gut auskennen, um Erinnerungen an Stefan Zweig auszugraben. Etwa im Salzburg Museum oder im Literaturarchiv, das einen Schatz an Dokumenten, Sammlungen, Autographen, Karten, Briefen und Fotos beherbergt. So das berühmte “Hauptbuch” aus dem Hause Zweig, das der Sohn der ehemaligen Salzburger Sekretärin daheim gefunden hatte und das Zweig extra anfertigen hatte lassen: Darin finden sich Aufzeichnungen zu seinen Werken, den Veröffentlichungen in aller Welt und die Rechte und Tantiemen. In der Edmundsburg hinter dem Festspielhaus findet sich das Stefan Zweig Centre mit einer kleinen Ausstellung und einem Teil-Nachlass sowie diversen Sammlungen zur Forschung.
Wegen der aufgeheizten Stimmung und der vermehrten Hetze in der Stadt sowie dem seit langem grassierenden Antisemitismus kehrte Zweig Salzburg verbittert schon 1934 den Rücken, löste den Haushalt und schließlich auch seine Ehe auf und verbrachte seine letzten Lebensjahre als ungeduldiger und getriebener Exilant auf der Flucht vor den Nazis und dem Krieg. Seine letzte Bleibe fand er mit seiner zweiten Frau in Südamerika, wo er seinem Leben selbst –“erschöpft vom jahrelangen Wandern” – ein Ende setzte. Als Intellektueller und Pazifist, als Künstler und Globetrotter sah er kein Kriegsende in Sicht und für sich keinen Ausweg mehr: “Ich grüsse alle meine Freunde! Mögen sie die Morgenröte noch sehen nach der langen Nacht! Ich, allzu Ungeduldiger, gehe ihnen voraus.”
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